Was bestimmt unser Verhalten?
Das zielgerichtete Verhalten von Menschen wird von der Motivation determiniert; diese ist durch grundlegende bewusste Antriebskräfte gekennzeichnet und setzt sich aus konkurrierenden oder konvergenten Motiven zusammen. Während Motive oftmals zur Bezeichnung langfristiger, anhaltenden Dispositionen benutzt werden, bezieht sich der Begriff Motivation auf die Aktualisierung eines Motivs (vgl. Kroeber-Riehl et al. 2009, S. 170). Man unterscheidet Motivarten nach:
· Leistung
(Effizienzziel),
· Macht (soziale
Wirksamkeit),
· Affiliation
(soziale Zugehörigkeit),
· Intimität (intersubjektive
Affektivität).
Die Voraussetzung für ein Motiv ist
ein generelles Mangelgefühl, das Bedürfnis, welches dem Motiv vorgeordnet wird.
Dieses kann auch das Streben nach einem verbesserten Zustand sein. Dadurch wird
man in eine allgemeine Handlungsbereitschaft versetzt (siehe Abb. 4). Diese
Aktivierung im Zusammenhang mit weiteren Anreizen determinieren das Verhalten
zur Bedürfnisbefriedigung. (vgl. Staehle 1999, S. 166)
Abb. 4. Motivationsmodell
Quelle: Eigene Darstellung in
Anlehnung an Internationale Hochschule Bad Honnef 2015, S. 35
Eine inhaltsorientiertere,
konkretere Erklärung liefert die Bedürfnispyramide von Maslow[1], die die menschlichen
Bedürfnisse als aufeinander bauende und voneinander bedingten Stufen betrachtet.
Während die Defizitbedürfnisse wie Grundbedürfnisse (Essen und Trinken), Sicherheit-
(Schutz vor missgünstigen Lagen), Kontakt- (Teilnahme am sozialen Leben) und
Anerkennungsbedürfnisse (Lob und Geltungsdrang in der Gesellschaft) als Beseitigung
des Mangelzustands erdacht sind, ist die Selbstentfaltung ein Bedürfnis, das
uns antreibt, immer besser zu werden und das nie ganz gestillt wird (siehe Abb. 5).
Abb. 5. Bedürfnispyramide von Maslow
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an ebd., S. 36Marketingrelevante Bedürfnisse
können sowohl durch den klassischen als auch durch den Online-Marketingbereich
befriedigt werden, bspw. durch Social-Media und E-Commerce. Folgende Beispiele
können anhand dieser Logik genannt werden:
Tab. 1 Beispiele
von Mangelzuständen und deren Befriedigung
Mangelzustand |
Zielzustand
/ Aktion |
Werkzeug |
|
|
|
|
|
|
Stress (Katecholamine[2]) |
Ruhe, entspannende Aktivitäten (Musik, Sport) |
Touristik, Veranstaltungsindustrie, Fitnessangebote |
Einsamkeit |
Sozialisation |
Affiliation, Social Media |
Langeweile |
Beschäftigung, Abwechslung |
Veranstaltungen, Affiliation |
Depression |
Emotionale Stabilität |
Hobbies, Affektivität, Medizin |
Niedriges Selbstwertgefühl |
Selbstverwirklichung (langfristig), temporäres Selbstbewusstsein
(Adrenalin) |
Soziale Wirksamkeit, intersubjektive Affektivität, Hobbies, hedonistische
Produkte |
Quelle: Eigene Darstellung
Das Erreichen eines Selbstzufriedenheitszustandes ist sowohl endogen und durch genetische Merkmale wie die Endokrinologie[3] bedingt („gute Gefühle“ entwickeln, wie durch Entspannung, Intimität oder vorübergehende Erfolge wie der Sieg der Lieblingsfußballmannschaft) bzw. kognitiv („ich habe etwas geschafft, woran ich lange gearbeitet habe“), als auch exogen, sozial- und umweltbedingt (gute intermenschliche Beziehungen, schöne gemeinsame Erlebnisse).
Drei Komponenten sind bei der Einstellungsforschung ausschlaggebend: die Kognition, die Affektion und das Handeln. Die Affektion A und die Kognition K bedingen sich gegenseitig und determinieren die Einstellung; diese beeinflusst direkt die Intention I und indirekt das Verhalten V. Nachträglich kann das Verhalten sich auf die Einstellung zurückwirken (siehe Abb. 6). Weitere Ableitungen wie das Wirken der momentanen Einstellung auf zukünftige Verhaltensmuster sind nicht empirisch beweisbar, da von zahlreichen anderen Einflüssen abhängig. (vgl. ebd., S. 152)
Abb. 6. Kausalmodell der Einstellung
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Internationale Hochschule Bad Honnef 2015, S. 38[1] Sozialpsychologisches
Modell des Psychologen Abraham Maslow (1908-1970), das vereinfacht menschliche
Bedürfnisse und Motivationen beschreibt.
[2] Biologisch und medizinisch wichtige Gruppe chemischer Stoffe,
die das Dopamin und seine Derivate umfasst
[3] Disziplin zur Untersuchung
und Beschreibung der organischen Drüsen und deren Hormone
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