Das zielgerichtete Verhalten von Menschen wird von der Motivation determiniert; diese ist durch grundlegende bewusste Antriebskräfte gekennzeichnet und setzt sich aus konkurrierenden oder konvergenten Motiven zusammen. Während Motive oftmals zur Bezeichnung langfristiger, anhaltenden Dispositionen benutzt werden, bezieht sich der Begriff Motivation auf die Aktualisierung eines Motivs (vgl. Kroeber-Riehl et al. 2009, S. 170). Man unterscheidet Motivarten nach:


·       Leistung (Effizienzziel),

·       Macht (soziale Wirksamkeit),

·       Affiliation (soziale Zugehörigkeit),

·       Intimität (intersubjektive Affektivität).


Während die Leistung ein rationales, kognitives Motiv darstellt, sind die restlichen drei Motive eher irrational, weniger auf die Nutzenmaximierung bedacht, jedoch endokrinologisch bedingt. Allerdings hat die Affiliation nicht nur einen sozialen, sondern auch einen leistungsbezogenen Grund, denn durch die Zusammenarbeit entsteht ein gewisser Erfahrungsaustausch (daher leichtere Informations- und Leistungsanhäufung), basierend auf reziproken Altruismus. Durch Macht wird eine enorme Effizienzsteigerung durch Akkumulation von Information und Leistung (auch der Evolution dienlich) basierend auf asymmetrischem Austausch von Leistung und Stabilität erreicht, während Intimität in erster Linie Stabilität und genetische Weitergabe sichert.

Durch die wachsende Technologisierung der Gesellschaft und Automatisierung der Informationslieferung, wird die Affiliation zunehmend weniger benötigt und die menschliche Interaktion auf das Motiv der Macht (Kapital gegen Leistung) beschränkt. Die Lebensqualität wird jedoch weitgehend an der Qualität der Interaktionen ohne das Motiv der Macht gemessen.

Die Voraussetzung für ein Motiv ist ein generelles Mangelgefühl, das Bedürfnis, welches dem Motiv vorgeordnet wird. Dieses kann auch das Streben nach einem verbesserten Zustand sein. Dadurch wird man in eine allgemeine Handlungsbereitschaft versetzt (siehe Abb. 4). Diese Aktivierung im Zusammenhang mit weiteren Anreizen determinieren das Verhalten zur Bedürfnisbefriedigung. (vgl. Staehle 1999, S. 166)


Abb. 4. Motivationsmodell

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Internationale Hochschule Bad Honnef 2015, S. 35


Eine inhaltsorientiertere, konkretere Erklärung liefert die Bedürfnispyramide von Maslow[1], die die menschlichen Bedürfnisse als aufeinander bauende und voneinander bedingten Stufen betrachtet. Während die Defizitbedürfnisse wie Grundbedürfnisse (Essen und Trinken), Sicherheit- (Schutz vor missgünstigen Lagen), Kontakt- (Teilnahme am sozialen Leben) und Anerkennungsbedürfnisse (Lob und Geltungsdrang in der Gesellschaft) als Beseitigung des Mangelzustands erdacht sind, ist die Selbstentfaltung ein Bedürfnis, das uns antreibt, immer besser zu werden und das nie ganz gestillt wird (siehe Abb. 5). 


Abb. 5. Bedürfnispyramide von Maslow

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an ebd., S. 36


Marketingrelevante Bedürfnisse können sowohl durch den klassischen als auch durch den Online-Marketingbereich befriedigt werden, bspw. durch Social-Media und E-Commerce. Folgende Beispiele können anhand dieser Logik genannt werden:


Tab. 1 Beispiele von Mangelzuständen und deren Befriedigung

Mangelzustand

Zielzustand / Aktion
zur Befriedigung

Werkzeug
zur Befriedigung


Durst, Hunger


Essen, Trinken


Nahrungsmittel


Unsicherheit, Angst


Sicherheit, emotionale und sachbezogene Stabilität


Politik, Finanzen

 

Stress (Katecholamine[2])

 

Ruhe, entspannende Aktivitäten (Musik, Sport)

 

 

Touristik, Veranstaltungsindustrie, Fitnessangebote

 

Einsamkeit

 

 

Sozialisation

 

 

Affiliation, Social Media

 

Langeweile

 

 

Beschäftigung, Abwechslung

 

Veranstaltungen, Affiliation

 

Depression

 

Emotionale Stabilität

 

 

Hobbies, Affektivität, Medizin

 

Niedriges Selbstwertgefühl

 

Selbstverwirklichung (langfristig), temporäres Selbstbewusstsein (Adrenalin)

 

 

Soziale Wirksamkeit, intersubjektive Affektivität, Hobbies, hedonistische Produkte

Quelle: Eigene Darstellung


Das Erreichen eines Selbstzufriedenheitszustandes ist sowohl endogen und durch genetische Merkmale wie die Endokrinologie[3] bedingt („gute Gefühle“ entwickeln, wie durch Entspannung, Intimität oder vorübergehende Erfolge wie der Sieg der Lieblingsfußballmannschaft) bzw. kognitiv („ich habe etwas geschafft, woran ich lange gearbeitet habe“), als auch exogen, sozial- und umweltbedingt (gute intermenschliche Beziehungen, schöne gemeinsame Erlebnisse).


Drei Komponenten sind bei der Einstellungsforschung ausschlaggebend: die Kognition, die Affektion und das Handeln. Die Affektion A und die Kognition K bedingen sich gegenseitig und determinieren die Einstellung; diese beeinflusst direkt die Intention I und indirekt das Verhalten V. Nachträglich kann das Verhalten sich auf die Einstellung zurückwirken (siehe Abb. 6). Weitere Ableitungen wie das Wirken der momentanen Einstellung auf zukünftige Verhaltensmuster sind nicht empirisch beweisbar, da von zahlreichen anderen Einflüssen abhängig. (vgl. ebd., S. 152)


Abb. 6. Kausalmodell der Einstellung

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Internationale Hochschule Bad Honnef 2015, S. 38




[1] Sozialpsychologisches Modell des Psychologen Abraham Maslow (1908-1970), das vereinfacht menschliche Bedürfnisse und Motivationen beschreibt.

[2] Biologisch und medizinisch wichtige Gruppe chemischer Stoffe, die das Dopamin und seine Derivate umfasst

[3] Disziplin zur Untersuchung und Beschreibung der organischen Drüsen und deren Hormone


Verlag Dr. Kovac / Autor: Filip Fartat

 


Eigenschaften biologischer Gruppen ergeben sich aus denen der Individuen, ergo findet die Selektion auf Ebene des Individuums statt, jedoch ist für eine Population die Auswirkung eines Selektionsfaktors auf die Genfrequenz (das sogenannte Gendrift), laut der synthetischen Evolutionstheorie (siehe Mayr 2003), als Erweiterung der klassischen Evolutionstheorie von Charles Darwin und Alfred Russel Wallace entscheidend. In diesem Zusammenhang spielt die Theorie der Verwandtenselektion (vgl. Hamilton 1963, S. 354 ff.) eine bedeutende Rolle. Die Gesamtfitness ist laut diesem Konzept sowohl an der Eigenschaft des Individuums als auch an der Verbreitung unter Verwandten feststellbar. Je höher der Verwandtschaftsgrad ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe eigener Gene an die nachfolgenden Generationen. Dies wird dann auch zur Verbreitungsmaximierung eingesetzt und an Umweltbedingungen durch natürliche Selektion angepasst. Dieses „Helfer-Gen“ Konzept wird auch laut der Theorie des reziproken Altruismus vertreten (vgl. Rice 2007, S. 16 f.). Dieses besagt, dass nicht nur zwischen Verwandten Hilfe angeboten wird, sondern auch dann, wenn als Folge seiner Hilfeleistung, auch eine Gegenhilfestellung erwartet wird (vgl. Trivers 1971, S. 35 ff.). Diese Theorie der Reziprozität wurde durch Experimente und Modelle wie das Gefangenendilemma als Teil der Spieltheorie unter Beweis gestellt. Auf Basis dieser Erkenntnisse kann man die Muster des menschlichen Sozialverhaltens ableiten.

Auch in der menschlichen Soziobiologie treten die Verwandtenselektion oder der reziproke Altruismus durch selektive, gesellschaftsübergreifend übereinstimmende Verhaltensmuster auf (vgl. Krüger 1990, S. 135 ff.). So werden gesellschaftsdienliche Verhaltensmuster, wie eine etablierte Paarbindung, mütterlicher Schutztrieb, Respekt vor Rangordnung und Fremdrevieren auch genetisch bzw. endokrinologisch selektiert (siehe Zippelius 2011). Bei elterlichen Schutz- und Pflegeaufgaben bspw. werden evolutionsbedingt Oxytocine, während bei Verstößen gegen Fremdreviere Stresshormone wie Cortisol ausgeschüttet werden, um die Gesellschaft von Konflikten zu entlasten. So geht man davon aus, dass es angeborene Verhaltensdispositionen als Elemente unserer Moral, Rechtsgefühls und Gerechtigkeitsvorstellungen gibt (siehe Wilson 1980). Konrad Lorenz geht ebenfalls von einer Wechselwirkung zwischen genetisch bedingter geistiger Entwicklung und kultureller Verhaltensweisen aus. Besser angepasste Verhaltensweisen werden häufiger verbreitet, und somit hilft Kultur bei der besseren Lösungsfindung essentieller Probleme wie die Selbsterhaltung (siehe Lorenz 1973).


Mehr unter: https://www.verlagdrkovac.de/978-3-339-13218-5.htm

Steuern wir auf das Ungewisse oder auf das Unvermeidbare zu?

Die darwinistische sowie die daraus in den 1950er Jahren, nachträglich entwickelte Synthetische Evolutionstheorie setzen die spezielle Entwicklung der einzelnen Individuen und Populationen durch Selektion und Gendrift in den Hauptfokus, nicht die des Mediums, in dem sie sich befinden und fortbestehen.


Vielmehr allerdings bezieht sich die Evolution auf die Gesamtheit der Umweltkomponenten und Individuen, die zum Ganzen gehören. Organismen entwickeln sich mit deren Umwelt mit, wandern in eine andere Umgebung oder sterben aus.

Die Umwelt diktiert die Entstehung und Präsenz der sich darin befindlichen Organismen. Mangel an Anpassungsfähigkeit durch kognitives Steuern oder generationsübergreifend durch Mutationen in der DNS-Struktur im Zusammenhang mit der Regelung der stochastischen Normalverteilung - der sogenannten  Gauß'schen Glockenkurve, führen zum Aussterben und Geburt neuer Spezies durch chemische Evolution.

Eine weitere Möglichkeit zum Überleben der Spezies ist die Auswanderung in ein anderes Medium, bspw. in wärmere oder nahrhaftere Umgebungen, wenn diese Umwelten wie bspw. Inseln, Kontinente, Planeten oder Galaxien von den einzelnen Individuen erreichbar sind. Verändert sich das Medium nicht, so müssen sich die darin lebenden Organismen auch nicht ändern. Es ist also eine Reaktion der einzelnen Spezies auf die Umweltevolution. Die zentrale Frage ist somit, warum sich die Umwelt ändert.
Gibt es so etwas wie eine DNS der Umwelt, in der alle Informationen über Strukturen und Funktionsweisen gespeichert werden, einen Plan zur Entwicklung von Materie und Energie im Universum?

Die Wissenschaft mit den Fragen nach dem "Warum?" (kritische Theorie) stößt hier sehr schnell an ihre Grenzen, bspw. beim Aufwerfen von Fragen wie "Warum gibt es DNS, mechanische Kräfte, Gravitation, oder die Weltordnung in der jetzigen Form?".

Als Antwort hierfür bietet sich alternativ zur klassischen Erklärung der Evolution (Kontingenztheorie) die Konvergenztheorie von Simon Conway Morris an.
Diese besagt, dass viele Funktionalitäten in der Evolution unabhängig voneinander entstanden sind und dass diese analog parallel oder nacheinander nach einem vorher bestimmten Plan geschehen, laut dem selbst die menschliche DNS schon zu Zeiten des Urknalls feststand.

Das hieße, alles was wir vollbracht haben und wohin wir uns hinentwickeln ist schicksalsähnlich vorherbestimmt und unumstößlich. Exogene Ereignisse beeinflussen dieses Kontinuum nur insoweit, dass das Unvermeidbare temporär aufgeschoben wird.
Fehlerhafte Mutationen in der Entwicklung, die nicht hilfreich oder sogar störend sind, wie Form oder Größe der Beine, Augen oder des Geburtskanals wären somit nur Stolpersteine auf dem Weg zum perfekten Körperbau.
Auch unumstößlich scheint die Bewegung der Materie und der damit zusammenhängenden Energie. Die Anziehungskraft hält Objekte zusammen bis sie ineinander fallen, nachdem sie aufgrund kumulierter Energie auseinander gerissen wurden. Der Prozess wiederholt sich nach einem festgelegten nachvollziehbaren physikalischen Prinzip.

Doch ist es für uns akzeptierbar, dass wir auf das Unvermeidbare zusteuern, ohne einen wesentlichen Einfluss darauf zu haben oder ziehen wir den Weg der Ungewissheit und Selbsterfahrung der Evolution ins Unbekannte vor...?
Diese Entscheidung wird tatsächlich jedem Einzelnen und nicht der Umwelt in ihrer Gesamtheit überlassen!



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